Uni-Logo

Silke Engel

    Beruflicher und akademischer Lebenslauf

    Korrespondentin (Hörfunk) für den RBB / MDR / RB / SR im ARD-Hauptstadtstudio Berlin davor: Auslandskorrespondentin in London; landespolitische Berichterstatterin in Berlin und Brandenburg Redakteurin, CvD, Planerin beim RBB Inforadio nach Abschluss des Volontariats beim damaligen SFB in Berlin.

    Promotionsvorhaben im Fachbereich Neuere Deutsche Literatur Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Brsg. am Lehrstuhl von Prof. Achim Aurnhammer mit dem Thema: Leben und Werk von August Hermann Zeiz (1893-1964).

    Magisterexamen an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Brsg.: Politikwissenschaft, Literatur und Öffentliches Recht (Note: „sehr gut“).

     

     

    Dissertationsprojekt

     August Hermann Zeiz (1893 bis 1964): Leben und Werk

     August Hermann Zeiz war Schriftsteller, Reporter, Verlagsleiter und politischer Aktivist in turbulenter Zeit: Er durchlebte zwei Weltkriege, politische Verfolgung, erhielt Berufsverbot, kämpfte im Widerstand, versuchte nach 1945 den Neuanfang, bemühte sich vergeblich um Entschädigung und Anerkennung für erlittenes Unrecht. Als Schüler veröffentlichte Zeiz expressionistische Gedichte, eine Novelle, einen Roman. Als Gerichtsreporter in der Weimarer Republik rückte er den Menschen in den Vordergrund. In seinen Prozess-Berichten prägte er ein neues Genre, das zu Diskussionen über Werte anregen wollte, ohne sich von herrschenden Ideologien vereinnahmen zu lassen.

    Nachdem die Nationalsozialisten Zeiz (auch über seinen Sohn Hanno, der in kommunistischen Jugendorganisationen aktiv war) als politischen Gegner ins Visier nahmen, drängten sie ihn aus den Redaktionen. 1935 flüchtete er mit seiner jüdischen Ehefrau nach Wien, wo er unter dem Pseudonym Georg Fraser mit Lustspielen und Filmideen seinen Lebensunterhalt verdiente. Als „Hausautor“ des Wiener Georg Marton Verlages konnte er sich auch nach 1938 (der Vereinnahmung Österreichs durch die Nationalsozialisten) über Wasser halten, indem er für seinen Verleger Georg Marton die Stellung hielt. Marton selbst war inzwischen über Paris in die USA emigriert. Zeiz führte führ ihn den Bühnenverlag noch ein paar Jahre, bewahrte ihn so vor der „Arisierung“ und sicherte zugleich Manuskripte und Verträge. Sondergenehmigungen ermöglichten es Zeiz, weiter für Film- und Bühnen tätig zu sein. Doch es wurde immer gefährlicher, mehrfach wurde er von der Gestapo verhaftet sowie im KZ Dachau inhaftiert. Seine Frau Gertrud Zeiz (geb. Segall) wurde 1943 in Auschwitz ermordet, der gemeinsame Sohn lebte in der Schweiz im Exil, zeitweilig im Untergrund. Von Zürich aus engagierte sich Hanno für Österreich im Widerstand gegen die Nationalsozialisten, wurde denunziert, in der Schweiz mit Arbeitsverbot belegt und interniert. Kontakte zur US-Armee ermöglichten Hanno Zeiz die Flucht aus dem Gefängnis, danach arbeitete er für den Geheimdienst. Aufgrund seiner Spionagetätigkeit interessierte sich später auch für die Stasi für ihn.

    Nach 1945 versuchte sein Vater August Hermann Zeiz, den Wiener Georg Marton Verlag wieder aufzubauen, 1949 wurde er Österreichischer Staatsbürger. Auch sein Sohn Hanno war inzwischen als Verleger tätig. In München gründete er den Thomas Sessler Verlag (durch Adoption hatte Hanno Zeiz 1946 den Namen Thomas Sessler angenommen). In den 1960er Jahren kehrte Sessler nach Wien zurück, kooperierte zunächst noch mit dem Georg Marton Verlag, bis er die Rechte und den Namen kaufte. Georg Marton lebte und arbeitete zu der Zeit vor allem in Paris und den USA. Er wollte nicht mehr nach Österreich zurück kehren. 1979 starb Georg Marton in Los Angeles.

    August Hermann Zeiz gelang es nach 1945 weder als Verleger, noch als Schriftsteller, Fuss zu fassen. Auch sein Versuch, in Hamburg eine Niederlassung des Marton Verlages zu etablieren, endete im Konkurs. Sein Kampf um Anerkennung und Entschädigung verlor er. Er starb 1964 vergessen in Berlin.

     

    Leben und Werk von August Hermann Zeiz sind bisher nicht erforscht. Die wenigen Kurzbiografien und Handbuch-Einträge sind meist fehlerhaft und oberflächlich. Ziel meiner Arbeit ist es, die Entwicklung von Zeiz nachzuzeichnen, um einerseits herauszufiltern, welche Spuren die bewegte Zeit in seinen Texten hinterlassen hat. Und andererseits um zu fragen, inwieweit Zeiz als Schriftsteller, Journalist und Verleger „typisch“ (also im „Mainstream“) oder „modern“ (bzw. seiner Zeit voraus) agiert hat. Dafür werden zahlreiche, bisher nicht veröffentlichte Quellen ausgewertet, die das Leben von Zeiz betreffen, seine Schaffensperioden illustrieren, aber auch die Beziehungen zu seinem Sohn und seinem Verleger charakterisieren. Der Theater- und Filmagent Georg Marton ist von der Forschung bisher genauso wenig beachtet worden wie Hanno Zeiz alias Thomas Sessler.

     

     

     

     

     

     

    Benutzerspezifische Werkzeuge