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Forschungsstelle „Nietzsche-Kommentar“ der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

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Kommentator(inn)en:

Prof. Dr. Katharina Grätz
Prof. Dr. Sebastian Kaufmann
Prof. Dr. Barbara Neymeyr (bis 3/2013)
Prof. Dr. Jochen Schmidt (Initiator des Projekts und Forschungsstellenleiter von 1/2008 bis 8/2014)                                                                                                                        
Prof. Dr. Andreas Urs Sommer (Forschungsstellenleiter seit 9/2014)

Forschungsassistenten:

Armin Thomas Müller, M. A. (bis 4/2020)
Charlotte Kersting, B. A.
Lina Naji
 

Fellows:

Prof. Dr. Dr. Francisco Arenas-Dolz (Humboldt-Stipendium, seit 2015)
Dr. Marcus Andreas Born (Eigene Stelle DFG, 2009-2012)
Prof. Dr. Arno Gimber (Forschungsstipendium "Salvador de Madariaga" des spanischen Erziehungsministeriums, 2018-19)
Prof. Dr. Fernando de Moraes Barros (Humboldt-Stipendium, 2014-2015)
Prof. Dr. Tsunafumi Takeuchi (Forschungsstipendium der Ryukoku-Universität, Kyoto, 2015-2016)
Dr. Thomas Stern (Forschungsstipendium des University College London 2016)
PD Dr. Robert Krause (Assoziiertes Mitglied)
Portrait Friedrich Nietzsche (1882)

Friedrich Nietzsche (1844-1900) ist der wohl international wirkungsmächtigste deutschsprachige Autor der Moderne. Eine schier unüberschaubare Flut von Publikationen beschäftigt sich mit seinem Werk, das weltweite Bedeutung nicht nur für die philosophische Diskussion, sondern unter anderem auch für Literatur, Kunst, Anthropologie, Psychologie, Theologie, Politik sowie ebenfalls für die Populärkultur hat. Umso erstaunlicher erscheint, dass es bislang keinen übergreifenden Kommentar zu seinen Schriften gab. Die Nachberichtsbände der Kritischen Gesamtausgabe der Werke Nietzsches (KGW) von Giorgio Colli und Mazzino Montinari bleiben - aufgrund ihrer editionsphilologischen Schwerpunktbildung - im Bereich der Kommentierung bewusst zurückhaltend. Der Nietzsche-Kommentar behebt dieses Desiderat zunächst vor allem für die zu Lebzeiten veröffentlichten bzw. für die Veröffentlichung vorgesehenen Schriften und bereitet damit nicht zuletzt die Grundlage für die in langfristiger Perspektive ebenfalls dringliche Kommentierung des wirkungsgeschichtlich hochbedeutenden Nachlasses.

Transdisziplinäre und komparatistische Methode

Eine transdisziplinäre und komparatistische Vorgehensweise ist beim Kommentieren der Werke Nietzsches in hohem Maße vom Gegenstand selbst gefordert. Es bedarf kaum des Hinweises darauf, wie häufig der Altphilologe Nietzsche auf antike Literatur und Philosophie rekurriert, wie sehr der Sprachgestus der Bibel auf ihn wirkte und welche tiefen Spuren die Auseinandersetzung mit den künstlerischen, religiösen und wissenschaftlichen Traditionen der Neuzeit in seinen Schriften hinterließ. Dies gilt nicht nur für die deutsche, sondern für die gesamte europäische Geistesgeschichte. Fixpunkte seiner intellektuellen Orientierung und Auseinandersetzung waren etwa die französische Moralistik von Montaigne bis La Rochefoucauld, die französische Aufklärung sowie die Exponenten einer „modernen“ Décadence-Diagnose von Baudelaire bis Bourget. Auch italienische, russische, englische und amerikanische Literatur rezipierte er intensiv. Historische Analysen von Tocqueville bis Jacob Burckhardt bildeten für ihn wichtige Koordinaten. Positivismus und Historismus, Psychologie und Physiologie des 19. Jahrhunderts beschäftigten ihn ebenso nachhaltig wie Schopenhauer, Wagner und Darwin.

Ähnlich vieldimensional ist die Wirkungsgeschichte Nietzsches, den Gottfried Benn 1950 das „größte Ausstrahlungsphänomen der Geistesgeschichte“ nannte. Es genügt, an Thomas Mann, Hofmannsthal, Musil, Benn, Freud und Heidegger sowie an die Wirkung Nietzsches im französischen Geistesleben von Gide bis zu Derrida zu erinnern, ferner an die ideologische und politische Sprengkraft, die der weltanschaulich vereinnahmte Nietzsche im 20. Jahrhundert erhielt. Da Nietzsches weitverzweigte Rezeptions- und Wirkungsgeschichte ein eigenes hochkomplexes Thema bildet, das in einem gesonderten Forschungsprojekt zu untersuchen wäre, beschränkt sich der Nietzsche-Kommentar in dieser Hinsicht auf Ausführungen zur spezifischen Rezeptionsgeschichte der jeweils kommentierten Werke.

 

Funktion und Konzeption

Der Nietzsche-Kommentar von Jochen Schmidt, Katharina Grätz, Sebastian Kaufmann, Barbara Neymeyr und Andreas Urs Sommer wird von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften getragen und ist am Deutschen Seminar (Abteilung für Neuere Deutsche Literatur) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg angesiedelt. Er wird in sechs umfangreichen Bänden Nietzsches Werke in ihrem geistes- und kulturgeschichtlichen Kontext erschließen und damit eine neue Basis für das Verständnis von Nietzsches Denken und Dichten schaffen.

Der Kommentar soll die bereits vorhandenen, aber verstreuten Forschungsergebnisse zusammenführen, systematisieren und erweitern. Darüber hinaus liefert er Interpretationsansätze zu zentralen Aspekten. Einleitende Überblickskommentare informieren über konzeptionelle, strukturelle sowie entstehungs- und wirkungsgeschichtliche Zusammenhänge der einzelnen Werke. Lemmatisierte Einzelstellen-Kommentare erläutern wichtige Details der entsprechenden Textpartien. Intensive Kontext- und Quellenforschungen sind dafür unerlässlich.

Gliederung

Die Reihe der Kommentar-Bände ist folgendermaßen chronologisch gegliedert:

Bd. 1/1: Die Geburt der Tragödie,
kommentiert von Jochen Schmidt, erschienen 2012 (ISBN 978-3-11-028692-2)
Bd. 1/2:

Unzeitgemässe Betrachtungen I: David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller. II: Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben, kommentiert von Barbara Neymeyr, erscheint 2020

Bd. 1/3:

 

Bd. 1/4:

Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne, kommentiert von Sarah Scheibenberger, erschienen 2016 (ISBN 978-3-11-045873-2)

Unzeitgemässe Betrachtungen III: Schopenhauer als Erzieher. IV: Richard Wagner in Bayreuth, kommentiert von Barbara Neymeyr, erscheint 2020

Bd. 2/1: Menschliches, Allzumenschliches I, kommentiert von Andreas Urs Sommer, Abschluss vorauss. 2022
Bd. 2/2: Menschliches, Allzumenschliches II, Vermischte Meinungen und Sprüche, kommentiert von Katharina Grätz, Abschluss vorauss. 2022
Bd. 2/3: Menschliches, Allzumenschliches II, Der Wanderer und sein Schatten, kommentiert von Sebastian Kaufmann, Abschluss vorauss. 2022
Bd. 3/1: Morgenröthe, kommentiert von Jochen Schmidt
Idyllen aus Messina, kommentiert von Sebastian Kaufmann, erschienen 2015 (ISBN 978-3-11-029327-2)
Bd. 3/2: Die fröhliche Wissenschaft, kommentiert von Sebastian Kaufmann, erscheint im Oktober 2021
Bd. 4: Also sprach Zarathustra, kommentiert von Katharina Grätz, erscheint 2022
Bd. 5/1: Jenseits von Gut und Böse, kommentiert von Andreas Urs Sommer, erschienen 2016 (ISBN 978-3-11-029307-4)
Bd. 5/2: Zur Genealogie der Moral, kommentiert von Andreas Urs Sommer, erschienen 2019 (ISBN 978-3-11-029308-1)
Bd. 6/1: Der Fall Wagner. Götzen-Dämmerung, kommentiert von Andreas Urs Sommer, erschienen 2012 (ISBN 978-3-11-028683-0)
Bd. 6/2: Der Antichrist. Ecce homo. Dionysos-Dithyramben. Nietzsche contra Wagner, kommentiert von Andreas Urs Sommer, erschienen 2013 (ISBN 978-3-11-029277-0)
   

Rezensionen

 

Weitere Buch-Publikationen zu Nietzsche von Mitgliedern der Forschungsstelle:

  • Barbara Neymeyr, Andreas Urs Sommer (Hg.): Nietzsche als Philosoph der Moderne, Heidelberg 2012.
  • Katharina Grätz, Sebastian Kaufmann (Hg.): Nietzsche zwischen Philosophie und Literatur. Von der Fröhlichen Wissenschaft zu Also sprach Zarathustra, Heidelberg 2016. Rezensiert von Alexandra Hertlein in: Orbis Litterarum 74 (2019), S. 1-2.
  • Jochen Schmidt: Der Mythos "Wille zur Macht". Nietzsches Gesamtwerk und der Nietzsche-Kult. Eine historische Kritik, Berlin/Boston 2016.
  • Andreas Urs Sommer: Nietzsche und die Folgen, Stuttgart 2017.
  • Katharina Grätz, Sebastian Kaufmann (Hg.): Nietzsche als Dichter. Lyrik - Poetologie - Rezeption, Berlin/Boston 2017.

 

Veranstaltungen

Ringvorlesung "Nietzsche als Philosoph der Moderne", Wintersemester 2009/10 (Podcasts)

Erstes Forum Junger Nietzscheforschung "Nietzsche - Politik - Macht", 6.-13. April 2014

Zweites Forum Junger Nietzscheforschung "Nietzsche als Dichter", 23.-28. März 2015

Videointerview mit der Forschungsstelle "Nietzsche-Kommentar" im Rahmen der Initiative "Heidelberger Forum Edition", Mai 2015

Internationale und interdisziplinäre Tagung "Nietzsche zwischen Philosophie und Literatur", 17.-19. September 2015

Oßmannstedter Nietzsche-Colloquium: "Nietzsche und die Konservative Revolution", 12.-15 Juni 2016

Ringvorlesung "Nietzsches Literaturen", zusammen mit dem Deutschen Seminar der Universität Freiburg und dem Studium generale, Wintersemester 2016/17 (Podcasts)

2. Oßmannstedter Nietzsche-Colloquium: "Nietzsche als Leser", 29. Juni - 2. Juli 2017 (Call for Papers)

 

Kooperationen

    Titelblatt "Götzendämerung" (1888)

 

Anschrift

Nietzsche-Kommentar der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Deutsches Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Platz der Universität 3
DE-79098 Freiburg i. B.

Tel. +49-761-203-3239 und 203-3255
Fax +49-761-203-3253 und 203-3254

E-Mail-Adressen:
katharina.graetz@germanistik.uni-freiburg.de
sebastian.kaufmann@germanistik.uni-freiburg.de

andreas.urs.sommer@philosophie.uni-freiburg.de

 

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