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Boccaccio-Exkursion vom 13.05. 2012 bis 16.05.2012 nach Wolfenbüttel

Der Exkursion nach Wolfenbüttel gingen zwei vorbereitende Sitzungen in Freiburg voraus. In diesen wurden die Referatsthemen sowie Organisatorisches im Einzelnen besprochen. Ein perspektivisches Ziel des Seminars und der Exkursion ist die für 2013 geplante Ausstellung im Goethe-Museum in Düsseldorf, die unter dem Thema „Boccaccio-Rezeption in Deutschland“ stehen wird. Die Seminarteilnehmer unter Leitung von Prof. Dr. Aurnhammer, Prof. Dr. Henkel und Dr. Zanucchi starteten am Sonntag, den 13. Mai, gegen 14 Uhr in zwei Kleinbussen sowie einem PKW Richtung Wolfenbüttel. Aufgrund diverser Staus verzögerte sich die Ankunft im Jugendgästehaus der Stadt Wolfenbüttel so, dass wir erst um 21 Uhr 30 dort ankamen.
 
Das Programm begann am nächsten Morgen mit einer Führung durch die beeindruckende Herzog August Bibliothek. Bei der ca. einstündigen Führung konnten die Seminarteilnehmer einen Eindruck der Bestände der gesamten Bibliothek erlangen. Die rund 150.000 Drucke aus dem 17. Jahrhundert bilden den Kernbestand der Wolfenbütteler Bibliothek. Die Barocksammlung wurde von Herzog August II. zu Braunschweig-Wolfenbüttel (1579–1666) und seinen Söhnen Rudolf August und Ferdinand Albrecht aufgebaut.  
Hauptraum Bei der Führung wurde den Exkursions-Teilnehmern erläutert, dass die Ordnung der Bücher im Hauptraum noch immer derselben entspricht, die der Herzog bereits eingeführt hatte. Die Bibliothek ist auch heute noch so vorzufinden, wie sie Herzog August eingerichtet hatte. Die in sich geschlossene Bibliothek zeigt so auch das von August entworfene Ordnungssystem. Er hatte seine Sammlung thematisch gegliedert und die neuhinzugekommenen Bücher durchgehend nummeriert, dabei zugleich die Bücher der Größe nach immer von unten nach oben einsortiert. Geschah es, dass ein Buch in den Bestand aufgenommen wurde, welches zwischen zwei bereits einsortierten Platz benötigte, so ließ sich Herzog August hierfür etwas Besonderes und für seine Zeit Fortschrittliches einfallen. Er entwickelte ein eigenes System: Mittels Dezimalzahlen nach dem Komma nummerierte er fortlaufend seine Bücher. 
Zudem ist der Großteil der Bücher des Herzogs in weißes Pergament eingeschlagen, was zum Schutz der Bücher diente und für ein einheitliches Erscheinungsbild sorgt. Bibliothekskataloge und Register führte der Herzog selbst. Ein Nachbau des Bücherrads findet sich im Hauptraum der Bibliothek.  Bücherrad.jpg
Herzog_August_Bibliothek   Einen Höhepunkt der Führung stellte sicherlich das seinerzeit teuerste Buch der Welt, das Evangeliar Heinrichs des Löwen dar, welches allerdings erst wieder im Oktober 2013 im Original zu bewundern sein wird und den Kursteilnehmern ‚lediglich‘ als Faksimile zur Verfügung stand. Die heutige Herzog-August-Bibliothek entspricht nicht mehr dem ursprünglichen Bau. Die berühmte Bibliotheksrotunde von Anfang des 18. Jahrhunderts war das erste selbstständige und größte Bibliotheksgebäude in Europa, sie wurde allerdings aufgrund bautechnischer Mängel ab 1881 abgebaut. Das heutige Gebäude wurde im gleichen Zuge bis 1886 erbaut und in den 1960er Jahren renoviert.
Anschließend an die Führung fand die erste Seminarsitzung im Bibelsaal statt, in welcher die bestellten Handschriften und Originalausgaben in Augenschein genommen werden konnten.  
Nach der Mittagspause und einer Stadterkundung wurden am Nachmittag die ersten Referate gehalten, die sich mit den Themenkomplexen Chronik, Biographie und Boccaccio in Dramen, Romanen, Gedichten und in der Oper sowie Handschriften und lateinische Werke beschäftigten. Nach dem Abendessen traf sich der Kurs im Freizeitraum des Jugendgästehauses zur gemeinsamen Lektüre der Novellen Die drei Ringe, Ghismonda und Guiscardo, Federigo degli Alberighi und sein Falke, besser unter dem Namen ‚Falkennovelle‘ bekannt, sowie Griselda. Dr. Zanucchi las außerdem eine Novelle im italienischen Original. Bibelsaal
Am zweiten Tag wurde die Arbeit im Bibelsaal der Herzog-August-Bibliothek fortgesetzt. Referatsthemen waren vormittags die kleineren volkssprachlichen Werke und die -Übersetzungen. In der Mittagspause konnten die Seminarteilnehmer das Lessinghaus besichtigen. Lessing lebte dort von 1777 bis 1781. Er war in der Herzog-August-Bibliothek als Bibliothekar tätig. Zwischenzeitig wurde das Haus anderweitig genutzt, um im Jahre 1978 als Museum eröffnet zu werden. Nachmittags folgten dann die Referate, die sich mit der Wirkung der am Vorabend gelesenen Novellen in der deutschen Literatur beschäftigten. 
Zusammenfassend ist zu sagen, dass in Wolfenbüttel umfangreiches Material für die Ausstellung gesammelt werden konnte. Wie sich in einer nachbereitenden Sitzung zeigte, konnten im Rahmen des Seminars ertragreiche Themen sowohl für Hausarbeiten der Seminarteilnehmer als auch für die Ausstellung und den dazugehörigen Katalog gefunden werden. Nach dem letzten gemeinsamen Abendessen schaute sich der Kurs noch den Film im italienischen Original-Ton an. Am Mittwoch, den 16. Mai, erfolgte nach dem Frühstück die gemeinsame Rückfahrt und gegen 17 Uhr erreichten die Teilnehmer wohlbehalten Freiburg.  

 

Janni Münzenmaier / Daniel Meyer

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