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Dr. Philipp Redl

Gundolfs Literaturgeschichte

Überblick Vita Lehre Forschung Publikationen Gundolf

  

Überblick

Leitung: Dr. Philipp Redl
Dr. Hans-Christian Riechers
Dr. Mathis Lessau

 

 

 

Abstract

Die Fritz-Thyssen-Stiftung fördert eine kritische Edition von Friedrich Gundolfs bislang unpublizierten Vorlesungen zur deutschen Literatur von Luther bis George aus den Jahren 1911 bis 1930. Damit wird diejenige Monographie rekonstruiert, die der wohl wirkmächtigste Literaturwissenschaftler der Weimarer Republik trotz Wunsch seines ›Meisters‹ Stefan George nie veröffentlichte, obwohl sie als Torso in ausformulierten Manuskripten auf circa 4.600 Seiten vorliegt.

Friedrich Gundolf gehört zu den bedeutendsten Vertretern der Germanisten, die sich kurz vor dem Ersten Weltkrieg von Philologie und Historik als Leitdisziplin der Literaturforschung lossagten und eine ›geistesgeschichtliche Wende‹ der Germanistik herbeiführten. Seine Bücher wurden viel gedruckt und breit rezipiert; die Vorlesungen, die Gundolf seit seiner Habilitation 1911 und seit 1920 als erster Ordinarius Heidelbergs für Neuere Deutsche Literatur bis zu seinem Tod 1931 in Heidelberg hielt, zogen weit überdurchschnittlich viele Studentinnen und Studenten aller Fakultäten an. Unter den Hörern firmieren etwa die Politiktheoretikerin Hannah Arendt, der Romanist Hugo Friedrich, der Historiker Ernst Kantorowicz, der Nationalökonom Edgar Salin oder der Anglist Rudolf Sühnel, daneben so prominente Germanisten wie Richard Alewyn, Max Kommerell oder Benno von Wiese. Ein Verzeichnis von allen Hörerinnen und Hörern Gundolfs nach der Quästur im Heidelberger Universitätsarchiv wird die Wirkbreite der Vorlesungen konkretisieren. So ermöglicht es die Rekonstruktion von Gundolfs ›Geschichte der deutschen Literatur‹ nicht zuletzt, Interdependenzen und Konstellationen im intellektuellen Feld der Moderne aufzuspüren.

Das Projekt beabsichtigt jedoch vorrangig, die Grundlage von Gundolfs Wirkmacht in den Schriften zu präsentieren, mit denen er seine akademische Lehre bestritt. Dazu wird eine kritische Edition von Friedrich Gundolfs Vorlesungsmanuskripten erarbeitet. Textgrundlage bilden die entsprechenden archivalischen Konvolute in Gundolfs Nachlass, den die Senate House Library in London verwahrt. Die archivalische Ordnung der Nachlass-Manuskripte, die teils auf Gundolf selbst, vor allem aber auf dessen Witwe zurückgeht, mutet immer wieder willkürlich an. Sie erlaubt es jedoch, die Konvolute in eine gegenstandsbezogen-chronologische Abfolge zu bringen, ohne die Einheit der Manuskripte aufzubrechen. Der edierte Text ergibt sich also zwanglos auf der Grundlage von fünf Sektionen, deren Kapitel aus einheitlichen Vorlesungsmanuskripten mit Gundolfs Titeln bestehen:
 

1.1 ›Deutsche Bildung von Luther bis Lessing‹

1.2 ›Deutsche Literatur der Reformationszeit‹

1.3 ›Dt. Geistesgeschichte von Luther bis Nietzsche‹

2. ›Deutsche Literatur von Opitz bis Lessing‹

3. ›Klopstock‹

4.1 ›Grundzüge deutscher Dichtung im Zeitalter Goethes‹

4.2 ›Die Begründer der romantischen Schule‹

5. Vorlesungen zum 19. Jahrhundert: ›Deutsche Literatur im 19. Jahrhundert‹


Für die Wissenschaftsgeschichte der Germanistik sind Gundolfs Vorlesungen auch deshalb zentral, weil Gundolf als Stichwortgeber der geisteswissenschaftlichen Methodendiskussion im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts fungierte. Seine Vorlesungen, die er für Wiederholungen in unterschiedlichen Semestern überarbeitet hat, bieten einen reichen Fundus an theoretisch-terminologischen Reflexen. Die punktuellen Variationen zeigen, wie Gundolf im wissenschaftlichen und weltanschaulichen Kontext der Zeit neu Position bezog. Durch die Dokumentation diese Reflexe in einem genetisch-linearen, nicht-topographischen, positiven Einzelstellenapparat kann nachvollzogen werden, wie die Alternation zentraler Termini (z. B. Geistesgeschichte/Ideengeschichte/Bildungsgeschichte) unterschiedliche Historiographiekonzepte privilegiert und sich damit wandelnde Wissenschaftsbegriffe manifestieren.

Die Edition der Vorlesungen, die Gundolf in Heidelberg hielt, und damit die Rekonstruktion seiner ›Geschichte der deutschen Literatur‹ kann eine Basis für weitere Forschungen zur intellektuellen Biographie Gundolfs, zum George-Kreis, zur Geschichte der Germanistik, der geisteswissenschaftlichen Methodologie und zur Kulturgeschichte der Moderne bieten.

 

Mitarbeiter

Leitung: Dr. Philipp Redl

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Deutsches Seminar – Neuere Deutsche Literatur
Platz der Universität 3
79085 Freiburg/Br.

Raum 3539 / KG III
Tel.: +49 (0) 761 / 203-3230
Fax: +49 (0) 761 / 203-3355
E-Mail: philipp.redl@germanistik.uni-freiburg.de

 

Hans-Christian Riechers

Dr. Hans-Christian Riechers


Email: hc.riechers@rocketmail.com

 

 

Website

https://www.hadw-bw.de/mitarbeiter/dr-hans-christian-riechers

 


 

Dr. Mathis Lessau

Tel.: +49 (0) 761 / 203-675 88
Email: mathis.lessau@germanistik.uni-freiburg.de

 

Mathis Lessau studierte Philosophie und Germanistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Unterstützt durch die ›Fulbright-Kommission‹ vertiefte er sein Studium der Philosophie von 2009‒2010 an der University of Wisconsin, Madison. Er arbeitete ebenfalls als Sprachassistent in Frankreich (2008‒2009) und profitierte, im Rahmen der Philosophie, von einem Erasmus-Aufenthalt an der Istanbul Universitesi (2010‒2011). Mathis Lessau war als wissenschaftliche Hilfskraft bei Prof. Hasebrink (2006‒2007), sowie als Tutor am Lehrstuhl Prof. Hoenen (2007‒2009 und 2011‒2013) und am Lehrstuhl Prof. Nückles (2011) tätig. Im Januar 2014 wurde er Mitglied im GRK Faktuales und fiktionales Erzählen und konnte im März 2018 seine Promotion über Wilhelm Dilthey an der philosophischen Fakultät abschließen. Seit Juli 2018 Mitarbeiter im Editionsprojekt Friedrich Gundolfs Literaturgeschichte.

 

Publikationen

  • »From Reflexive Awareness to Autobiographical Identity: Wilhelm Dilthey on the Development of Self-Consciousness«, in: International Yearbook for Hermeneutics 14 (2015), S. 305-316.

  • »Wilhelm Dilthey und das Paradoxon der Fiktion.« Franzen Johannes [et. al.] Hgg. Geschichte der Fiktionalität. Würzburg: Ergon 2018, S. 209-226.

  • »Ein Gefühl für das Leben entwickeln – über den Wert der Dichtung im Ausgang von Wilhelm Dilthey.« Hüsch, Sebastian und Sikander Singh Hgg. Literatur als philosophisches Erkenntnismodell. Tübingen 2016, S. 177-194 .

  • »Wahrheit und Dichtung. Diltheys Autobiographiekonzept im Spannungsfeld zwischen ›Explikation und Schaffen‹.« Publikationen der internationalen Vereinigung für Germanistik. Zhu, Jianhua [u.a.] Hgg. Frankfurt: Peter Lang [im Druck].

  • »Diltheys Autobiographiekonzept als Grundlage der Geisteswissenschaften«, in: Geschichte der Germanistik 49/50 (2016), S. 153-155.

  • Selbstverstehen und Fremdverstehen. Diltheys Autobiographiekonzept als Grundlage der Geisteswissenschaften, Baden-Baden: Ergon 2019 (Studien zur Phänomenologie und praktischen Philosophie).

  • Falk Bornmüller, Íngrid Ferran, Johannes Franzen, Mathis Lessau. Hgg. Literatur als Gedankenexperiment, München: Fink 2019.

  • Mathis Lessau, Nora Zügel. Hgg. Die Rückkehr des Erlebnisses in die Geisteswissenschaften, Baden-Baden: Ergon 2019.

 

Lehrveranstaltungen

  • WS 2014/15: »Personale Identität« (Projektseminar im Rahmen des Moduls »Faszination Wissenschaft«)

  • WS 2014/15: Übungen zur Wissenschaftstheorie (Lehraufträge am University College Freiburg)

  • WS 2015/16: »Literatur und Erkenntnis« (Lehrauftrag der Universität Magdeburg)

  • WS 2016/17: »Empathie. Grenzen und Möglichkeiten« (Projektseminar im Rahmen des Moduls »Faszination Wissenschaft«)

  • WS 2018/19: »Ethics, Decision-Making and Responsible Action« (Lehrauftrag University College)

  • WS 2018/19: »Wilhelm Dilthey und die Theorie der Geisteswissenschaften« (Lehrauftrag Husserl-Archiv)

 

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