Zur Organisation des Seminars


Zur Organisation des Seminars

Oberste Maxime: Tue alles, was bei den übrigen Seminarteilnehmern die Diskussion fordert, unter­lasse hingegen alles, was bei ihnen Schweigen erzeugt

Für jede Sitzung wird eine Gruppe gebildet. Deren Aufgabe ist es, für eine lebhafte Diskus­sion im Seminar zu sorgen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist folgendes zu beachten:

1) Die Gruppe hält kein Referat, das abgelesen wird, sondern strukturiert eine Sitzung, indem sie Gesichtspunkte und Problemkomplexe benennt, die als Kristallisationspunkte lebhafter Diskussion dienen können.

2) Es geht also nicht um bloße Informationsvermittlung, in der Erkenntnisse der Referats­gruppe den Kommilitonen übermittelt werden, sondern es geht darum, einen inten­siven Interaktionsprozeß vorzubereiten.

3) Die Referatsgruppe sollte deshalb immer nur soviel an positiver Information vermitteln, wie für eine substantielle Diskussion nötig ist.

4) Eine Woche vor der jeweiligen Sitzung ist an alle Seminarteilnehmer ein Thesenpapier zu verteilen mit zentralen Diskussionsgesichtspunkten und Hinweisen auf Textpassagen der jeweiligen Primärtexte, die als interpretationsbedürftig und -würdig angesehen wer­den.

5) Unterschiedliche Meinungen der Sekundärliteratur zu einem Problemkomplex, die ggf. durch Zitate zu dokumentieren sind, können ebenfalls zur Diskussion ge­stellt werden.

Merke: Auch Literaturwissenschaftler sind irrende Menschen, deren Interpretationen

unzutreffend oder wenig überzeugend sein können.

6) In der Sitzung selbst sollte auch das Vorgehen zum Thema gemacht werden. Es sollten Zwischenergebnisse festgehalten und der weitere Gang der Diskussion kenntlich ge­macht werden. Auch das Thesenpapier sollte zur Diskussion gestellt werden im Hin­blick darauf, ob die zu diskutierenden Problemkomplexe richtig erfaßt sind oder der Ergänzung bedürfen.

7) Damit das Thesenpapier eine fundierte Diskussion bewirkt, muß die Arbeitsgruppe ' vorher zwei Arbeitsphasen durchlaufen. Zunächst die der Materialerhebung und Texter­schließung. Dazu muß die Gruppe selbst den Text deuten und sich mit den Meinungen der Sekundärliteratur auseinandersetzen.

Merke: Man muß den Text genau kennen, um zu merken, was man nicht verstan­den hat und was interpretationswürdig ist.

In einem zweiten Schritt hat die Arbeitsgruppe von der Textorientierung auf die Semi­narorientierung umzuschalten. Dazu sollte sich die Gruppe selbst fragen, ob sie sich durch ihr eigenes Thesenpapier zur lebhaften Diskussion animiert fühlen würde.

8) Damit die Diskussion befördert wird, müssen Prioritäten gesetzt werden. Man kann nicht alles behandeln, sondern muß sich entscheiden, etwas für wichtig zu halten und anderes abzublenden. Diese Entscheidung, der immer schon eine implizite Deutung zugrunde liegt, ist zu reflektieren.

Merke: Lieber weniges intensiv diskutieren, als vieles oberflächlich ansprechen.

9) Um eine lebhafte Sitzung zu gestalten, sollte man sich über Verfahren der Seminarakti­vierung Gedanken machen: Gruppenarbeit, Tafelanschrieb, Overhead-Folien usw. Kei­nesfalls sollten schriftlich durchformulierte Passagen abgelesen werden; es sollte auf der Basis von Stichpunkten gesprochen werden.

Merke: Lieber frei und ungeschliffen reden, als unfrei und geschliffen ablesen.

10) Es geht also darum, eine Sitzung themenbezogen so zu organisieren, daß eine intensive Atmosphäre der Textneugier entsteht, die die Teilnehmer zu Deutungshypothesen an­stiftet, die sich von der genauen Lektüre her legitimieren.

Merke: Ohne intensive Textkenntnisse aller Teilnehmer kommt keine gute Diskus­sion zustande.

11) Im Anschluß an die jeweilige Sitzung fertigt die Gruppe ein Ergebnisprotokoll an, das zu Beginn der folgenden Sitzung verlesen wird. Es soll Ungereimtheiten und Abschwei­fungen zugunsten einer stringenten Deutung eliminieren.

Merke: Das Protokoll soll uns davon überzeugen, wie überzeugend wir waren.

12) Sollte ein/e Seminarteilnehmer/in nicht zu einer Sitzung erscheinen können, erwarte ich vorher bzw. hinterher eine plausible Entschuldigung.

Merke: Höflichkeit ist eine Zier.

Zur Hausarbeit

Die Hausarbeit hat im Hauptseminar die Länge von ca. 20-25 Seiten, im Proseminar sollte der Unfang etwa 12-15 Seiten betragen. Sie ist bis Ende März bzw. August abzugeben. Ausnahmen müssen vorher mit mir abgesprochen werden. Das Thema der Hausarbeit hat im strikten Bezug zum Seminar zu stehen, freiere Themenwahl bedarf der Absprache mit mir. Die Fragestellung kann, muß aber nicht aus dem Zusammenhang der jeweili­gen Sitzungen gewählt werden, an der man als Mitglied einer Arbeitsgruppe beteiligt war. Es sollte in der Hausarbeit kein breites Spektrum erörtert, sondern nur ein gut gewählter Aspekt vertieft werden. Je spezifischer der gewählte Problem­komplex für die Hausarbeit ist, umso eigenständiger kann die eigene Leistung sein. Bitte teilen Sie mir in den ersten 2 Wochen der Semesterferien per E-Mail kurz Ihr Arbeitsvorhaben mit.

Merke: Besser weniges präzise darstellen, als vieles oberflächlich ansprechen.

Zur Themenabsprache sollten Sie rechtzeitig in die Sprechstunde kommen; gegen Ende des Semesters wird erfahrungsgemäß das Gedränge groß und die Zeit knapp.

Merke: Es gibt nichts Eiliges, das durch Zuwarten nicht noch eiliger werden könnte.

Achten Sie bei der Hausarbeit auf eine klare Fragestellung, zusammenhängende Argu­mentation, korrekte Rechtschreibung (alte oder neue Regeln), richtige Zeichensetzung; sollten die letzten beiden Punkte nicht befolgt werden, führt das zum Notenabzug.

Merke: Germanisten/innen, die die deutsche Sprache nicht beherrschen, sind keine

Germanisten/innen.