Leitfaden für das Schreiben wissenschaftlicher Seminararbeiten

Wie verfasse ich eine Hausarbeit?
Leitfaden von Christine Rühling

Ziel einer Hausarbeit ist, eine von Ihnen gewählte wissenschaftliche Fragestellung zu
formulieren und selbständig zu beantworten. Dabei sollen Sie zeigen, dass Sie das
‚Handwerkzeug‘ der Literaturwissenschaft, also Terminologie, methodisches Vorgehen und
formale Konventionen, beherrschen.

1   Finden Sie eine Fragestellung
Die erste Voraussetzung, um ein Thema auszuwählen, ist, dass Sie sich dafür interessieren.
Sie sollten danach fragen, warum Sie das Thema für relevant halten, was Sie zeigen wollen
und wie Sie dabei methodisch vorgehen können. Wichtig ist, dass die Fragestellung in einem
begrenzten Zeitrahmen und dem Raum, den Sie zur Bearbeitung zur Verfügung haben, zu
bewältigen ist. Ziel ist es zunächst, die Fragestellung klar zu definieren.

2   Erarbeiten Sie den Forschungsstand
Nun können Sie daran gehen, den aktuellen Forschungsstand zu dem von Ihnen gewählten
Thema zu erarbeiten.
Dafür müssen Sie gründlich recherchieren. Sie können in einem ersten Schritt für Ihr Thema
bzw. Ihren Autor/Ihre Autorin einschlägige Handbücher und allgemeine Darstellungen
konsultieren. In einem zweiten Schritt sollten Sie mit Hilfe der wichtigsten
Fachbibliographien recherchieren (BDSL, MLA, Germanistik). Diese sind in Freiburg online
über die UB/Suchen und Finden/Datenbanken benutzbar. Prüfen Sie zudem, ob es zu Ihrem
Thema einschlägige Auswahlbibliographien, Forschungsberichte oder Lexika- und
Handbucheinträge gibt. Dies erleichtert die Suche.
Haben Sie eine Bibliographie erstellt, können Sie anhand des Titels und der Aktualität
entscheiden, welcher Aufsatz (oder welches Buch) für Sie besonders relevant ist und ob er
Ihnen einen Überblick über die relevante Forschung bieten kann. Mit diesem Beitrag
beginnen Sie Ihre Lektüre.

3   Konzept und Gliederung
Wenn Sie alle relevanten Quellen und den Forschungsstand kennen, konzipieren und gliedern
Sie Ihre eigene Arbeit.
Spätestens jetzt sollten Sie Rücksprache mit Ihrem Dozenten/Ihrer Dozentin halten!

A   Der Aufbau einer Seminararbeit
Eine Hausarbeit besteht aus Einleitung, Hauptteil und Schlussteil. Außerdem gehören zur
fertigen Arbeit ein Titelblatt, ein Inhaltsverzeichnis (vor Beginn des Textes) und ein
Literaturverzeichnis (am Ende der Arbeit).

In der Einleitung stellen Sie Ihre Fragestellung dar. Sie grenzen das Thema ein, setzen
Schwerpunkte, begründen Ihr Vorgehen und nehmen evtl. Begriffsdefinitionen vor.
Außerdem sollten Sie den Forschungsstand umreißen: Sie können zentrale Positionen, die Sie
prüfen wollen, benennen, auf Kontroversen eingehen und diese kommentieren.

Im Hauptteil führen Sie Ihre Analyse durch. Verfolgen Sie dabei konsequent Ihre
Fragestellung. Argumentieren Sie nachvollziehbar und stringent.



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Bitte gliedern Sie Ihren Hauptteil in Kapitel, die Sie logisch anordnen (zum Beispiel
aufeinander aufbauend). Finden Sie Kapitelüberschriften, die den Inhalt des Kapitels
möglichst präzise formulieren.
Forschungspositionen, auf die Sie sich beziehen und deren Thesen Sie (auch sinngemäß)
übernehmen oder diskutieren, müssen in den Fußnoten nachgewiesen werden.

Im Schlussteil fassen Sie Ihre Untersuchungsergebnisse zusammen. Erinnern Sie an Ihre
Fragestellung, stellen Sie knapp dar, wie Sie zu Ihrem Ergebnis gekommen sind. Sie können
Ihre Ergebnisse in einen übergeordneten Kontext einordnen oder einen Ausblick geben.

B   Formaler Aufbau
Auf dem Titelblatt stehen:
  - Universität, Institut - Titel der Lehrveranstaltung - Leitung/Name des Dozenten
  - Titel und Untertitel der Arbeit
  - Ihr Name, Anschrift, Telefonnummer und Mailadresse, Ihr angestrebter
   Studienabschluss, Fächerkombination und Fachsemester

Das Inhaltsverzeichnis:
Führen Sie Kapitel und Unterkapitel mit Seitenzahlen auf (Deckblatt und Inhaltsverzeichnis
werden nicht aufgeführt und gezählt).

Das Literaturverzeichnis:
Untergliedern Sie das Literaturverzeichnis in zwei Kategorien: Primärliteratur und
Sekundärliteratur, oder auch: Werke (und Quellen) und Forschung. Hier müssen Sie die
Forschungsliteratur, die Sie in den Fußnoten zitiert haben, noch einmal vollständig nennen.

Die Erklärung: Am Schluss der Arbeit muss die im Deutschen Seminar der Universität
Freiburg übliche, unterschriebene Erklärung stehen, dass Sie die Hausarbeit selbständig
verfasst haben.

Wichtig: Bevor sie die Arbeit abgeben, lesen Sie sie bitte noch einmal Korrektur und lassen
Sie sie von einer anderen Person gegenlesen! Mängel in Rechtschreibung und Zeichensetzung
führen zu Abzügen bei der Benotung!
Tipp: Es macht einen guten Eindruck, wenn Sie die Arbeit in einer Mappe abgeben oder
binden lassen. Lose Zettel, die nur mit einer Büroklammer zusammengehalten werden, nehme
ich nicht an.

Umfang: Proseminar-Hausarbeiten haben einen Umfang von 12–15 Seiten. Nehmen Sie dies
als Richtwert ernst!
Format: Sie drucken Ihre Arbeit auf Din A4, verwenden Blocksatz und einen Zeilenabstand
von 1,5 Zeilen. Die Schriftgröße ist 12 pt. Lassen Sie links einen breiten Korrekturrand (4
cm). Die Fußnoten und das Literaturverzeichnis sind einzeilig und werden in Schriftgröße 10
pt abgedruckt.

4   Zitate und Fußnoten
Die Zitate:
Zitate stammen aus den untersuchten Texten oder aus der Forschungsliteratur.
Wörtliche Zitate stehen in Anführungszeichen und werden in der Fußnote nachgewiesen. Ist
das Zitat länger als drei Zeilen, wird es eingerückt. Es wird dann ohne Anführungszeichen, in
10 pt. und 1-zeilig gesetzt.


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Zitate werden nicht verändert. Graphische und grammatikalische Veränderungen oder
Auslassungen müssen in eckigen Klammern angegeben werden.
Verse sollten Sie möglichst eingerückt zitieren und dabei die Versgrenzen respektieren. Wenn
Sie im fortlaufenden Text zitieren, markieren Sie die Versgrenze durch / („xxx / xxx“).
Auch sinngemäße Wiedergaben von Positionen müssen mit Fußnoten nachgewiesen werden!
Zitieren Sie nicht ‚aus zweiter Hand‘! Sehen Sie dann bitte im Originaltext nach.

Die Fußnoten:
Arbeiten Sie ökonomisch! In der ersten Fußnote müssen Sie den vollständigen Titel mit allen
Angaben zitieren, danach können Sie Kurztitel einführen (Autorname: Kurztitel, S. xx).
Wenn Sie in mehreren Fußnoten direkt nacheinander dieselbe Quelle zitieren, genügt ab dem
zweiten Nachweis ebd. (ebenda) bzw. bei abweichender Seitenzahl ebd., S. x. Vermeiden Sie
die Angabe a.a.O.
Wenn Sie einen Text häufig zitieren, können Sie eine Sigle (also eine Abkürzung aus einem
oder zwei Buchstaben) einführen, z.B. MS für Maria Stuart. Dazu nennen Sie in der ersten
Fußnote die vollständige Angabe und anschließend die Sigle (Muster: „In der Folge zitiert als
MS mit Angabe der Seitenzahl“). Alle weiteren Seitenangaben können Sie dann im Haupttext
in Klammern nach dem Zitat angeben (MS, S. 150). Außerdem sollten Sie die Sigle am Ende
der Arbeit in einem Siglenverzeichnis auflösen.

5   Bibliographische Angaben (im Literaturverzeichnis):
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, bibliographische Angaben zu gestalten. Wichtig ist die
Einheitlichkeit innerhalb Ihrer Arbeit. In der Folge finden Sie einen Vorschlag zur
Zitierweise…

a) …literarischer Texte:
Einzelausgaben:
Name, Vorname [, Vorname Name …]: Titel. Untertitel. [Hg. von Vorname Name, … .]
[Auflage] Ort Jahr [(=Reihe, Bd.)].
Muster: Uslar, Moritz von: Deutschboden. Eine teilnehmende Beobachtung. Köln 2010.

Werkausgaben:
Name, Vorname: Titel. Untertitel, Anzahl der Bände. Hg. von Herausgeber der Ausgabe. Ort
Jahr.
Muster: Goethe, Johann Wolfgang: Sämtliche Werke, Briefe, Tagebücher und Gespräche. 40
Bde. in 2 Abt. Hg. von Friedmar Apel u.a. Frankfurt a.M. 1987 ff.

Einzelner Band aus einer Werkausgabe:
Name, Vorname: Titel. Untertitel. Hg. von Vorname Name [Herausgeber des Bandes].
[Auflage.] Ort Jahr (= Titel der Werkausgabe in x Bänden. Hg. von Vorname Name
[Herausgeber der Werkausgabe] Ort Jahr des ersten Bandes ff., Bd. x).
Muster: Schiller Friedrich: Erzählungen und theoretische Schriften. Hg. von Wolfgang
Riedel. München, Wien 2004 (= Sämtliche Werke in 5 Bänden. Hg. von Peter-André Alt u.a.
München, Wien 2004, B. 5).

Einzelner Text aus einem Band einer Werkausgabe
Name, Vorname: Titel. Untertitel. In: ders.: Titel, Band x [in dem sich der Einzeltext befindet:
Titel des Bandes. Hg. von Vorname Name [Herausgeber des Bandes], Ort Jahr (=Titel der
Werkausgabe in x Bänden. Hg. von Vorname Name [Herausgeber der Werkausgabe]Ort Jahr
des ersten Bandes ff., Bd. X), S. x–x.


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Muster: Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Aus den Memoires des Grafen von O. In: ders.:
Erzählungen und theoretische Schriften. Hg. von Wolfgang Riedel. München, Wien 2004 (=
Sämtliche Werke in 5 Bänden. Hg. von Peter-André Alt u.a. München, Wien 2004, B. 5), S.
48–160.

Brief
Vorname Name an Vorname Name, Datum. In: [wie Werkausgabe]. Bd., S. x.

Tagebucheintrag
Vorname Name: Tagebucheintrag von xx.xx.xxxx. In: [Wie Werkausgabe]. Bd., S. x.

b)   …der Forschungliteratur
Monographie:
Name, Vorname: Titel. Untertitel. [Auflage] Ort Jahr [(Reihe Band)].
Muster: Alt, Peter-André: Aufklärung. Stuttgart, Weimar 1996 (Lehrbuch Germanistik).

Sammelband
Name, Vorname [, Vorname Name…] (Hg.): Titel. Untertitel. [Auflage] Ort Jahr (Reihe,
Bd.).
Muster: Bräutigam, Bernd, Burghard Damerau (Hg.): Offene Formen. Beiträge zur Literatur,
Philosophie und Wissenschaft im 18. Jahrhundert. Frankfurt a.M. u.a. 1997 (Berliner Beiträge
zur neueren deutschen Literaturgeschichte, Bd. 22).

Aufsatz in einem Sammelband:
Name, Vorname [, Vorname Name]: Aufsatztitel. Aufsatuntertitel. IN: Band-Titel. Band-
Untertitel. Hg. von Vorname Name [, Vorname Name] [Auflage] Ort Jahr [(Reihe, Bd.)], S.
Muster:
Bernd Bräutigam: Szientifische, populäre und ästhetische Diktion. Schillers Überlegungen
zum Verhältnis von „Begriff“ und „Bild“ in theoretischer Prosa. In: Offene Formen. Beiträge
zur Literatur, Philosophie und Wissenschaft im 18. Jahrhundert. Hg. von dems., Burghard
Damerau. Frankfurt a.M. u.a. 1997 (Berliner Beiträge zur neueren deutschen
Literaturgeschichte, Bd. 22), S. 92–117.

Eintrag in einem Lexikon:
Name, Vorname [, Vorname Name]: Art. Titel. In: Titel. Bd. Hg. von Vorname Name [,
Vorname Name]. Ort [Auflage] Jahr, S. bzw. Sp. x–x.
Muster: Albertini, Tamara: Art. Elegantia. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Bd. 2.
Hg. von Gert Ueding. Tübingen 1994, Sp. 991–1004.

Aufsatz in einer Zeitschrift oder einem Jahrbuch
Name, Vorname [, Vorname Name…]; Titel. Untertitel. In: Zeitschriftentitel Bandnr. [,
Heftnr.] (Jahr), S. x–x.
Muster: Tucci, Francesca: Lessings Mitleidsbegriff im Kontext der europäischen Diskussion
über die Leidenschaften. In: Wirkendes Wort 58, H. 2 (2008), S. 179–189.

Weiterführende Literatur:
- Burkhard Moennighoff / Eckhardt Meyer-Krentler: Arbeitstechniken Literaturwissenschaft.
12. Aufl. München 2005.
- Claudius Sittig: Arbeitstechniken Germanistik. Stuttgart 2008.



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