Prof. Dr. Joachim Telle zum 70. Geburtstag


Professor Dr. Joachim Telle zum 70. Geburtstag

Dr. Joachim Telle, Honorarprofessor der Albert-Ludwigs-Universität, begeht am 31. Juli 2009 seinen 70. Geburtstag. Im sächsisch-anhaltinischen Aschersleben im Jahre 1939 geboren, floh Telle nach dem Abitur über Berlin in die Bundesrepublik Deutschland. In Heidelberg studierte er Germanistik, Philosophie, Slawistik und Geschichte, bevor er, angeregt durch Gerhard Eis, 1972 in der Altgermanistik mit einer Monographie über Petrus Hispanus promovierte. Seitdem ist die Erforschung verschollener, als häretisch diskriminierter und verdrängter naturkundlicher Literatur der Frühen Neuzeit zu Telles Lebensaufgabe geworden. Lange bevor Interdisziplinarität proklamiert wurde, gehörte sie, vor allem die Verbindung von Literatur- und Wissenschaftsgeschichte, zum Alltag von Telles Forscherpraxis. Ein eindrucksvolles Zeugnis davon legte 1982 die Wolfenbütteler Ausstellung Pharmazie und der gemeine Mann. Hausarznei und Apotheke in deutschen Schriften der frühen Neuzeit ab sowie eine mittlerweile schier unübersehbare Anzahl von Aufsätzen und Beiträgen zur Alchemie, Medizin-, Pharmazie-, Astrologie- und Astronomiegeschichte: Sie bewegen sich über die etablierten Fachgrenzen hinweg und gehören aufgrund ihrer tiefschürfenden Quellenerschließung zum bleibenden Bestand der Literatur- und Wissenschaftsgeschichte. Zusammen mit Wolf-Dieter Müller-Jahncke gibt Joachim Telle die Heidelberger Studien zur Naturkunde der frühen Neuzeit heraus. Seine Edition der Korrespondenz des Theosophen Abraham von Franckenberg im Jahre 1995 sowie weitere Ausgaben alchemistischer Werke der Frühen Neuzeit - das Traktat Von der Multiplikation, das Florilegium Rosarium philosophorum oder die Abhandlung De signaturis internis rerum des Oswaldus Crollius, um nur einige zu nennen - belegen Telles herausragende Verdienste für die Erschließung der Alchemiegeschichte.

Besondere Bedeutung in Telles Werk kommt der Erforschung des Paracelsus und des Paracelsismus zu. Zu verdanken ist ihm das monumentale, gemeinsam mit dem Heidelberger Kollegen Wilhelm Kühlmann herausgegebene Corpus Paracelsisticum. Dokumente frühneuzeitlicher Naturphilosophie in Deutschland, von dem inzwischen zwei Bände zum Frühparacelsismus vorliegen (erschienen 2001 und 2004) - ein Meilenstein der Paracelsus-Forschung. Zu den neuesten Titeln von Telles nahezu unermüdlicher Forschungstätigkeit gehört ein Band zu Paracelsismus und Alchemie im deutschen Kulturgebiet der Frühen Neuzeit (2002) sowie die Monographie Buchsignete und Alchemie. Studie zur frühneuzeitlichen Sinnbildkunst (2004). Der Paracelsus-Rezeption in der Dichtung gewidmet ist eines seiner letzten Werke: die vielsprachliche Anthologie Paracelsus im Gedicht: Theophrastus von Hohenheim in der Poesie des 16. bis 21. Jahrhunderts (2008), die erstmals die Wirkung des Paracelsus in der internationalen Lyrik dokumentiert.

Seit 31. Mai 2000 wirkt Joachim Telle als Honorarprofessor am Deutschen Seminar der Universität Freiburg. Somit profitierten auch Freiburger Studenten in forschungsintensiven Hauptseminaren zu Paracelsus' Werk und Wirkung, zu Allegorie und Alchemie, zur Parabolik, zu Hermes Trismegistos und zu den Hermetischen Traditionen in Sachschrifttum und Dichtung von Telles profunder Gelehrsamkeit. Zu seinem Natalis dies ehrt das Deutsche Seminar der Universität Freiburg den Alchemie- und Wissenschaftshistoriker von Weltrang und übermittelt ihm die herzlichsten Glückwünsche.